Kinderlieder, Sportberichterstattung & Co.: Vom metapolitischen Einfluss des „öffentlich-rechtlichen“-Rundfunks

Die Debatte um die Zwangsgebühren zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist spätestens seit der unsäglichen Inszenierung einer umgedichteten Version des Kinderliedes „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ durch den WDR neu entflammt. Die Verantwortlichen hatten den WDR-Kinderchor im Refrain „Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau“ singen lassen und somit die sonst eher subtiler in die Programminhalte einfließende Propaganda auf ein neues Level gehoben.

Nun scheinen die Journalisten im Staatsfunk ihren Beruf offensichtlich derart zu begreifen, dass nicht ein neutrales Berichten über die Themen des Zeitgeschehens im Vordergrund steht, sondern vielmehr die Vermittlung einer bestimmten Sicht auf politisch und gesellschaftlich relevante Ereignisse. Diese manipulative Herangehensweise kann bei komplexen Themen von vielen Zuschauern nicht durchschaut werden. Nicht zuletzt, da der Informationskrieg um die Deutungshoheit asymmetrisch ist: Auf der einen Seite die nicht nur im modernen Arbeitsleben mit zahlreichen Aufgaben und Routinen beschäftigt gehaltenen Bürger, welche im Schnitt nur wenige Minuten täglich in den aktiven Nachrichtenkonsum investieren. Auf der anderen Seite hochbezahlte Profis, die durch geschickt eingesetztes Framing in der Lage sind, bei arglosen Rezipienten bestimmte Bilder zu erzeugen. Egal ob dies nun die Bilder der angeblich zuhauf als Flüchtlinge an den Bahnhöfen ankommenden Familien aus dem Jahr 2015 waren, ob es sich um die Täter-Opfer-Umkehr der Vorfälle von Chemnitz handelt, oder ob Wissenschaftler, welche die Mär des menschengemachten Klimawandels nicht unterstützen, geflissentlich aus den Diskussionsrunden ausgespart werden. Die Vorgehensweise ist stets planhaft und absichtlich: Die im Jahr 2021 voraussichtlich erstmals die Grenze von 5,5 Mrd. Euro [2] übersteigenden Kosten für die GEZ-finanzierten Radio und Fernsehprogramme entstehen nicht zufällig, sondern haben hierzulande einen enormen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung.

Dass Framing innerhalb der ARD ein gerne genutztes Instrument darstellt, wurde auch eindrucksvoll durch die vor einiger Zeit geleakte “Framing-Manual“ aufgezeigt. In dieser wurde dazu aufgerufen, stets solche Begriffe und Darstellungen zu verwenden, bei denen die ARD in einem guten Licht dargestellt wird. [3] Dies zeigt, dass die durch Zwangsgebühren finanzierten Rundfunkanstalten nicht nur in Nachrichtenformaten und dergleichen, sondern sogar in Bezug auf die Eigendarstellung perspektivisch verzerrte Informationen streuen. Man mag versucht sein, dies als menschlich nachvollziehbare Handlung in einem zum Schlaraffenland aufgeblasenen Selbstbedienungsladen abzutun – die Gehälter sind laut aktuellem Gutachten viel zu hoch. [4] Dies würde jedoch die Gefahr, die von einem in weiten Teilen zum politischen Agitationsinstrument degradierten “öffentlich-rechtlichen“-Rundfunk ausgeht in unzulässiger Weise relativieren. Eine Verbesserung des Image wäre für die GEZ-Sendeanstalten viel einfacher und ganz ohne Framing-Manual zu haben: Eine ehrliche, unabhängige Berichterstattung, in der in ausgewogener Form Menschen mit verschiedenen Sichtweisen zu Wort kommen dürfen und bei abweichenden Meinungen keine ideologisch aufgeladenen Moralkeulen geschwungen werden.

Wenn die Schmähung von Angehörigen der älteren Generation als „Umweltsau“ zu Entrüstung und Protesten führt, ist dies nachvollziehbar und selbstverständlich völlig berechtigt. Es wäre jedoch an der Zeit, dass auch die anderen Verfehlungen konsequent in der Öffentlichkeit thematisiert werden. Erst wenn von breiten Bevölkerungsschichten erkannt wird, dass in weltanschaulich relevanten Programminhalten keine deskriptive Abbildung der Ereignisse angestrebt wird, sondern fast immer eine normative Einordnung stattfindet, können die Proteste gegen die GEZ-Zwangsabgaben erfolgreich werden. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist, die kritische Betrachtung nicht ausschließlich auf die Nachrichtenformate zu beschränken, sondern anzuerkennen, dass der Erziehungscharakter auch zunächst unverdächtig erscheinende Bereiche durchdringt. Krimisendungen, die bestimmte Täter-Opfer-Konstellationen konsequent aussparen tragen ebenso zur Meinungsbildung bei, wie unverdächtig daherkommende Wissenschaftssendungen, die nur einen bestimmten Meinungskorridor beleuchten.

Der genaue Zeitpunkt, zu dem sich Journalisten und Redakteure im „öffentlich-rechtlichen“-Rundfunk dazu berufen gefühlt haben, von einer objektiven Berichterstattung zu einer erzieherisch wirkenden Einordnung zu wechseln, scheint schwer auszumachen. Inwiefern dies mit dem Marsch durch die Institutionen der 68-er Bewegung korreliert, bliebe zu erörtern.

Wenn der WDR, wie in der vergangenen Woche geschehen, einen Beitrag mit „Weiß und deutsch wird zum Problem“ [6] überschreibt, spielt es überhaupt keine Rolle, dass es sich hierbei „nur“ um einen sportlichen Kontext handelt. Der Raum des Sagbaren wird stets auch im Metapolitischen definiert. Über Kinderlieder, wie über Sportberichterstattung, über die Auswahl der Künstler in Unterhaltungsshows, wie über die behandelten Themen im Boulevard. Unter diesem Aspekt scheint auch das längst vollendete Abrücken vom Modell der sogenannten „Grundversorgung“ sehr nachvollziehbar. Im Kampf um die Deutungshoheit werden alle Register gezogen: Selbst wenn ein Kinderchor mit Hilfe von Brachial-Beleidigungen die Co²-Ideologie durchpeitschen muss.

Quellen:

[1] https://www.n-tv.de/politik/Darum-geht-es-im-Framing-Manual-der-ARD-article20863147.html

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3959/umfrage/einnahmen-durch-gez-gebuehren-seit-2003/

[3] https://www.n-tv.de/politik/Darum-geht-es-im-Framing-Manual-der-ARD-article20863147.html

[4] https://www.merkur.de/leben/geld/rundfunkbeitrag-2019-gehaelter-ard-hoch-ernste-konsequenzen-zr-13251778.html

[5] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/framing-manual-warum-die-ard-nicht-mehr-von-bezahlen-reden-moechte-a-1253172.html

[6] https://www1.wdr.de/fernsehen/sport-inside/video-handball-in-deutschland-weiss-und-deutsch-wird-zum-problem-102.html